Interview mit der Autorin Zoe Beck
Die Bücher „Das alte Kind“ und „Der frühe Tod“ von Zoe Beck habe ich hier ja bereits vorgestellt. Zufällig habe ich gesehen, dass Zoe Beck auch auf Facebook vorhanden ist und nach langen Überlegungen habe ich sie dann gefragt, ob sie lesensiegut.de nicht ein Interview geben möchte. Das Ergebnis könnt ihr jetzt hier lesen, viel Spaß dabei. (Foto (c) Victoria Tomaschko)
Die erste Frage muss ich einfach stellen, auch wenn ich weiß, dass du damit auf Facebook schon ziemlich genervt warst. Dein Verlag veröffentlicht deine Bücher ja als „Thriller“. Darfst du deine Meinung dazu sagen? Wenn ja, was ist deine Meinung dazu?
Da möchte ich erst einmal voranschicken, dass der Thrillerbegriff ja sehr viel weiter und breiter gefasst sein sollte als das, was man derzeit darunter zu verstehen scheint. Allerdings ist genau das ein Problem: Mittlerweile denkt jeder bei Thriller an Cody McFadyen und ähnliches, und das tut der Sache grundsätzlich nicht gut. Ich wüsste aber auch nicht, was man sonst draufschreiben sollte. „Hoffentlich spannendes Buch“? Außerdem steht mittlerweile auf jedem normalen Polizeiermittlerroman Thriller, um ein Buch besser zu verkaufen. Jede Klassifizierung ist schwierig, wenn man nicht ganz lupenrein in eine Ecke passt, und gleichzeitig brauchen Leser – allen voran aber auch Buchhändler – eine Orientierung. Ich persönlich hoffe einfach, dass sich Menschen finden, denen meine Bücher gefallen.
Wann bist du zum Schreiben gekommen? Und hast du davor schon gerne gelesen?
Gerne gelesen hab ich schon immer. Zum Schreiben gekommen bin ich irgendwann mal im Teenageralter, als ich anfing, für die Zeitung Plattenkritiken zu schreiben. Später an der Uni hatte ich Creative Writing-Kurse. Aber ernsthaft nachgedacht über das Schreiben habe ich erst, als schon eine Agentin anfragte, ob ich es mir vorstellen könnte.
Hattest du als Kind ein Lieblingsbuch? Wenn ja, welches war es und worum ging es?
EIN Lieblingsbuch? Wohl eher viele. Ganz klassisch: Ich mochte die Sherlock Holmes-Geschichten, und ich mochte Edgar Alan Poe. Ja, auch schon als Kind.
Hast du eine Schreibausbildung gemacht?
In gewisser Weise wohl nebenbei. Wie erwähnt die Creative Writing-Kurse an der Uni, später dann immer wieder Drehbuchseminare, und auch jetzt arbeite ich immer noch an Stil und Plot und überhaupt allem. Da lernt man ja nie aus.
Kommen wir zurück zu deinen Büchern. Ich habe bisher zwei Bücher davon gelesen. Zum einen „Das alte Kind“ und zum anderen „Der frühe Tod“. In beiden Büchern kommt
derselbe Journalist vor, wobei der erste große „Fall“ des Journalisten erst im zweiten Buch behandelt wird. War das von Anfang an so geplant, oder kam dir die Idee, als du am Buch „Das alte Kind“ geschrieben hast?
„Der frühe Tod“ liegt zeitlich vor „Das alte Kind“. Nicht nur inhaltlich, ich habe „Der frühe Tod“ auch davor geschrieben, das war 2008. Aber dann gab es Lektorenwechseln und strategische Überlegungen und was nicht alles innerhalb des Verlags, und das dritte Buch wurde vor dem zweiten Buch veröffentlicht. Was aber nicht schlimm ist, man kann die Bücher durcheinander lesen und hat trotzdem keine Schwierigkeiten, die Geschichten zu verstehen. Der Journalist ist ja mal Hauptfigur, mal etwas mehr im Hintergrund. Ebenso Cedric Darney, der in „Wenn es dämmert“ die Hauptfigur ist und in den beiden folgenden Büchern nur am Rande eine Rolle spielt. Jetzt im nächsten, „Das zerbrochene Fenster“, erzähle ich aber seine Geschichte weiter.
Auf Facebook bekomme ich ja mit, dass du oft zwischen Berlin und München pendelst. In
welcher der beiden Städte schreibst du am meisten?
In Berlin verbringe ich die meiste Zeit. In München habe ich jahrelang gelebt, da sind viele Freunde von mir, außerdem meine Agentur und ein Verlag, mit dem ich zusammenarbeite. Meine Fernsehjobs waren immer alle in München … Also tausend Gründe, um dort einiges an Zeit zu verbringen. Manchmal ziehe ich mich auch nach München zum Schreiben zurück, weil ich mir immer einbilde, dort weniger Ablenkung zu haben. Jedes Mal muss ich feststellen, dass das Quatsch ist. Ich lass mich dort genauso ablenken In den letzten Jahren war ich natürlich sehr viel mehr in Edinburgh als in München, um zu recherchieren und zu schreiben. Das ging meist sehr gut.
Brauchst du ein bestimmtes Gefühl, wenn du am Schreiben bist?
Ja. Last minute panic.
Und in welcher Stadt lebst du am liebsten? Warum?
Berlin, keine Ahnung warum. Gefällt mir einfach. Wobei ich vermutlich, wenn ich es mir finanziell leisten könnte und ein paar andere Umstände noch danach wären, auch problemlos nach Edinburgh ziehen könnte. Finde ich auch sehr prima, wenn auch ganz anders als Berlin. Aber Berlin ist schon prima. Wollte ich irgendwie immer. Mal sehen, wann ich es über habe.
Gab es ein bestimmtes Ereignis, was dich zum Schreiben gebracht hat, oder war der erste Roman einfach plötzlich in deiner Schreibtischschublade?
Ein bestimmtes Ereignis. Eine ehemalige Kollegin von einer Filmproduktionsfirma, die zu der Zeit schon für eine Literaturagentur arbeitete, rief mich an und fragte, ob ich es nicht mal probieren wollte. Meinen ersten Vertrag hatte ich, bevor das Buch fertig war, einfach auf Grundlage von Exposés und Leseprobe. Danach hatte ich furchtbare Angst, es nicht zu schaffen.
Gab es einen Roman, bei dem du während des Schreibens gerne aufgehört hättest zu
schreiben? Wenn ja, warum?
Nein, ich wollte immer alle Geschichten auch zu Ende erzählen. Macht ja sonst auch keinen Spaß, oder?
Gibt es eine Person oder eine Personengruppe, für die du schreibst? Oder schreibst du für dich selbst und freust dich darüber, dass andere deine Bücher lesen?
Über Zielgruppen nachzudenken, kann vermutlich ziemlich in die Irre führen. Manche kriegen das ganz toll hin, aber … hm. Ich weiß nicht, ich schreibe Geschichten, von denen ich denke, dass sie interessant sind, und dann kann ich ja auch nur noch hoffen.
Gib es eine lustige Geschichte, die im Zusammenhang mit deinen Büchern steht, und die du uns gerne erzählen möchtest?
Ich schrieb mal eine Kurzgeschichte über einen Mann, der immer Falschparker vor seiner Haustür notiert. (Dieser Mann stirbt dann auch, usw.) Dadurch, dass die Geschichte einen regionalen Bezug haben sollte, hatte ich auch genau die Stadt und die Straße genannt. Einfach so ausgesucht. Weil’s eine schöne Straße gegenüber eines historischen Gebäudes war. Wie man sich eben so etwas aussucht. Und auf einer Lesung in der Nähe dieser Stadt fragte jemand hinterher: „Ach, Sie kennen den Herrn X? Der ist schlimm, oder?“ Und ich so: „Nee, wer ist das?“ – „Na der Typ aus Ihrer Geschichte! Den hab ich auch schon oft in Gedanken umgebracht, wenn er mich bei der Polizei angezeigt hat.“ Und es stellte sich heraus, das in genau dieser Straße, gegenüber des historischen Gebäude, ein Mann wohnte, der Falschparker aufschrieb, und zwar genauso penetrant und detailversessen wie die Figur in meiner Geschichte.
Würde es einen Grund geben, weswegen du mit dem Schreiben aufhören würdest?
Bestimmt. Ich meine, kann ja alles passieren.
Jetzt zur Person. Würdest du dich den Lesern von lesensiegut.de kurz vorstellen?
Äh okay. Also, ich bin Zoë, Jahrgang 75, ich hab schon ein paar Bücher geschrieben, am liebsten Kriminalromane, ich lese auch gern und viel, am liebsten alles, was gut geschrieben ist, genreunabhängig. Ich seh gerne Filme, und ich höre wahnsinnig gerne Musik. Ich spiele immer noch ein bisschen Klavier, wobei ich das fast zwanzig Jahre lang richtig umfangreich und ausführlich und wahrscheinlich auch über die Grenzen meiner nervlichen Belastbarkeit gemacht habe, weshalb ich in den letzten Jahren eher weniger gemacht habe. Ich habe zwei Katzen, die jeder kennt, der mit mir auf Facebook befreundet ist. Ich habe tausend Allergien. Ich mag nicht gerne Sport machen, tu’s aber trotzdem. Ich sitze am liebsten in meinem Wintergarten. Ich habe unglaublich viel Geld ausgegeben für zwei Sessel, die „Sushi“ heißen. Ich fahre einen zweifarbigen Käfer. Meine Lieblingsfarbe für Klamotten ist schwarz, aber ich versuche gelegentlich, da ein wenig von abzukommen. Meine Eltern fanden immer, ich sei ein komisches Kind und dachten, sie hätten mich im Krankenhaus verwechselt. Ich habe zu Mittelstufenzeiten mal einen Mathewettbewerb auf Landesebene gewonnen und das Abi mit 1 gemacht, aber ich kann nicht Fahrradfahren und Schwimmen nur gerade so, dass ich nicht sofort untergehe. Ich gehe nicht gerne einkaufen. Ich bin nachts wacher als am Tag. Mein Sternzeichen ist Fische, im chinesischen Horoskop bin ich ein Hase, also insgesamt offenbar ein ziemlich verpeiltes, alltagsuntaugliches Weichei. Ich mochte Star Trek immer lieber als Star Wars. (Reicht das?)
Wenn du dir jetzt eine bestimmte Frage von mir wünschen könntest, welche würde das sein? Und wie wäre deine Antwort darauf?
Och, also … *denkt nach
Sonst noch was, was du uns gerne sagen würdest?
Uff … *kratzt sich am Kopf