Die 10 Schlüssel für wirksame Kritik
Wie oft musste ich doch früher den Satz hören, dass Kritik nur dann Sinn stiftet, wenn sie konstruktiv ist? Wie oft habe ich auch selbst gefordert, dass die Kritik, die an mich gerichtet ist, konstruktiv sein soll? Und wie oft war die Kritik dann wirklich konstruktiv? Wie oft haben wir selbst konstruktive Kritik abgegeben? Ich glaube, in den meisten Fällen war die Kritik, die ich bekam, nicht wirklich konstruktiv – im Gegensatz: Sie war destruktiv.
Gerade im Internet tarnen Menschen ihre Versuche, andere Menschen zu verletzen, als Kritik. Dabei wollen sie gar nicht kritisieren, sie wollen sich über den Menschen lustig machen, wollen ihn durch die Kritik angreifen. Doch dazu ist Kritik nicht da!
Kritik soll der Person helfen. Sie soll nicht zerstören, sondern sie soll aufbauen. Sie soll dazu beitragen, dass die Person sich weiter entwickeln kann, dass sie aus Fehlern lernen kann. Kritik soll nicht verletzend sein, sie soll die Person nicht bloß stellen. Doch damit Kritik das leisten kann, muss der Kritiker meist erst einmal selbst lernen, wie er richtig kritisiert.
„Die 10 Schlüssel für wirksame Kritik“ von Ralf Lengen
Ralf Lengen versucht mit seinem Buch „Die 10 Schlüssel für wirksame Kritik“ genau das. Er möchte Kritikern Werkzeuge mitgeben, mit denen er seine Kritik auf ein gesundes Fundament aufbauen kann. Dabei geht es nicht nur darum, wie ein solches Kritikgespräch aufgebaut sein sollte, sondern es fängt schon bei fundamentalen Fragen an. Ist die Kritik gerechtfertigt? Bin ich, der Kritiker, vielleicht selbst Schuld an dem Verhalten, welches ich kritisieren möchte?
Aber nicht nur Selbstkritik ist wichtig, nein auch der richtige Ort und die richtige Zeit. Kein Mensch möchte kritisiert werden, wenn er eh schon gerade eine schwierige Phase durchläuft. Kein Mensch ist offen für Kritik, wenn er gerade andere Prioritäten im Leben hat, wenn er zum Beispiel gerade ein krankes Kind hat, um welches er sich Sorgen macht oder es finanziell gerade schwierig ist. Hier sollte der Kritiker seine Antennen ausfahren, sollte solche Situationen erfassen und notfalls seine Kritik verschieben.
Und natürlich sollte ein Kritikgespräch gut vorbereitet sein. Dazu zählt die Selbstkritik, dazu zählen aber auch Fakten, die den Kritikpunkt untermauern.
Was genau damit gemeint ist, dass könnt ihr im Buch von Ralf Lengen nachlesen. Mit seinen 10 Schlüsseln gibt er euch ein Grundgerüst. Ein Grundgerüst, welches er mit Zitaten von Salomo, Fontane, Lessing und vielen mehr aufbaut und welches er durch eigene Erfahrungen, die er dem Leser weitergibt, stützt.
Mein Fazit
Das Buch lässt sich super lesen. Ralf Lengen führt den Leser gut durch das Buch, er verknüpft die Werkzeuge, zeigt auf, warum alle 10 Schlüssel wichtig sind und dass sie sogar aufeinander aufbauen. Die Sprache ist einfach gehalten, sodass das Verstehen des Textes nicht schwer fällt. Wichtige Attribute für einen Ratgeber, der uns tatsächlich Wissen vermitteln möchte und der uns nicht mit noch mehr Fragezeichen zurück lässt.
Natürlich habe ich mich an einigen Stellen auch gefragt, ob das nicht selbstverständlich ist? Doch die eigenen Erfahrungen mit erhaltener Kritik zeigen, dass das nicht der Fall ist. Und wenn ich ehrlich bin, dann habe ich mich auch selbst nicht wirklich oft an diese Selbstverständlichkeiten gehalten. Von daher hat es sich für mich gelohnt, auch diese Selbstverständlichkeiten noch einmal zu lesen.
Wie oben schon erwähnt, ist Kritik etwas Wichtiges und dieses Buch hat mir noch einmal gezeigt, dass Kritik nichts ist, was in fünf Minuten erledigt werden kann – jedenfalls dann nicht, wenn die Kritik den Menschen gegenüber nicht verletzen soll. Kritik, die dem Gegenüber helfen soll, braucht Zeit. Und schon für diese Erkenntnis lohnt es sich, das Buch von Ralf Lengen zu lesen. Insgesamt bekommt das Buch von mir 4 von 5 Punkten – für die ganze Punktzahl reicht es leider nicht, aber die Punkte, die mir hier im Gesamtpaket nicht gefallen haben, sind viel zu marginal, um sie zu kritisieren.