Buchpreiserhöhungen erschweren den Zugang zu Wissen
Huch. Da surfe ich ein wenig gelangweilt durchs Internet und stolpere über den Artikel „Bücher werden teurer und warum ich das gut finde“. Klar, ich kann die Gründe für Buchpreissteigerungen durchaus verstehen. Wir leben in einem System, in dem es durchaus Notwendig ist, dass die Preise steigen, aber wo es Pro-Punkte gibt, da gibt es natürlich auch Contra-Punkte. Oder zumindest einen Contra-Punkt, den ich aber für sehr wichtig halte.
Buchpreise entscheiden über Möglichkeit der Teilhabe an der Bildung
Bücher ernähren nicht nur Menschen, sie vermitteln auf der anderen Seite auch Wissen. Auch wenn das Internet Wissen inzwischen sehr viel günstiger verbreiten kann, sind Bücher immer noch eine wichtige Wissensquelle. Wenn diese nun teurer wird, dann erhöht dies auch die Zugangshürde zu diesem Wissen. Menschen, die ein geringes Einkommen haben, können sich dadurch weniger Bücher leisten, oder müssen gar auf Bücher verzichten. Das trifft nicht nur Erwachsene, dass trifft auch Kinder und Jugendliche.
Natürlich wäre jetzt der Einwand gerechtfertigt, dass es ja Bibliotheken gibt, große Wissensspeicher, durch welche diesen Menschen der Zugang zu Wissen ermöglicht wird. Das stimmt natürlich, aber Bücher aus einer Bibliothek sind immer nur für einen gewissen Zeitraum geliehen. Die Möglichkeit, immer und immer wieder nachzuschlagen, neue Ansätze und Verknüpfungen zu bilden, ist nicht gegeben. Viel wichtiger als dieser Punkt ist aber, dass in Bibliotheken Bücher immer erst zu einem späteren Zeitpunkt erhältlich sind, wenn sie denn überhaupt den Weg in die Bibliothek finden. Somit können Bibliotheken nur einen begrenzten Zugang zur Wissensquelle Buch schaffen, was natürlich besser ist, als wenn diese Menschen gar keinen Zugang hätten.
Übrigens entscheiden auch andere Menschen darüber, welche Bücher den Weg in das Bibliothekssortiment schaffen. Das Wissen, welches in Bibliotheken zur Verfügung steht, ist also auch schon durch bestimmte Filter gegangen, sodass die Bandbreite des Wissens auch dadurch eingeschränkt ist.
Bibliotheken schaffen somit zwar einen Zugang zu dieser Wissensquelle, dieser ist aber eingeschränkt durch die Aktualität und durch die Vorauswahl der Bücher. Somit verschlechtert sich der Zugang zu Wissen für Menschen, die ein geringes Einkommen haben, durch die Verteuerung der Bücher.
Kann die Buchbranche was dafür? Nicht wirklich, denn sie muss nach den kapitalistischen Spielregen spielen. Der Autor muss von dem Leben können, was er mit dem Buch verdient, dies gilt auch für den Verlag und für den Buchhändler um die Ecke. Aber Preiserhöhungen bedeuten eben auch, dass die Zugangshürde erhöht wird und bestimmte Gruppen diese dann nicht mehr überwinden können – darüber sollten wir uns bewusst sein, auch wenn es für Preiserhöhungen natürlich viele Pro-Punkte gibt.