Livechat mit Martin Calsow – Autor des Buches „Der Lilith Code“
Vor einiger Zeit erhielt ich die Anfrage, ob ich nicht am Livechat mit Martin Calsow teilnehmen möchte. Natürlich wollte ich und am 17.08.2011 war es dann auch soweit. Ich kannte den Autor vorher nicht, weswegen ich mir gleichzeitig auch ein Leseexemplar seines Buches „Der Lilith Code“ schicken lies. Und ich war ziemlich überrascht darüber, wie aktuell das Buch eigentlich ist. Es wird von Revolutionen in Ägypten und anderen Ländern berichtet, so wie es jetzt auch tatsächlich geschehen ist. Darum war meine erste Frage auch:
Eine Frage, die mir sofort einfiel, war, ob das Buch von den Ereignissen in Ägypten und den anderen Ländern eingeholt wurde und ob das den Autor ein wenig überrascht hat? Auch wenn es nicht wirklich viel mit der Geschichte (im Buch A.d.R.) zu tun hat.
Martin Calsow antwortete darauf:
Also, es ist tatsächlich purer Zufall gewesen. Das Buch wurde deutlich vor Beginn des arabischen Frühlings fertig gestellt. Und nein, ich bin nicht gut in Prophezeiungen 🙂 Aber während meiner Recherche war der Unmut in den Ländern unter den Jungen deutlich zu spüren.
Es hätte mich auch gewundert, wenn er knapp fünfhundert Seiten Buch in so kurzer Zeit geschrieben hätte.
Als Nächstes sind mir die Zitate vor jedem Artikel aufgefallen. Diese sind nicht nur in Deutsch gehalten, sondern auch in Englisch. Für einige Leser könnte das durchaus ein Problem sein, weswegen mich interessierte:
Sind die Zitate vor jedem Kapitel wichtig, um die Geschichte zu verstehen, oder soll es einfach nur zusätzliches Wissen vermitteln?
Darauf antwortete Martin Calsow:
Die Zitate haben zwei Funktionen: 1. Sie sollen emotional in die Kapitel führen, wie eine Ouvertüre eine Grundstimmung vorgibt. Und 2. sollen sie zusätzliches Wissen vermitteln. Mir war wichtig, die Vielfalt der Fakten, der Sichtweise und der Gründe für den Konflikt darzustellen.
Man muss also nicht alle Zitate verstehen, um das Buch verstehen zu können. Das Wissen ist allerdings interessant und passt sich im Buch ein.
Eine schlechte Eigenschaft von mir ist, dass ich als Erstes immer die letzte Seite des Buches lese. Dabei ist mir aufgefallen, dass das Buch ein offenes Ende hat, also genügend Platz für eine Fortsetzung lässt. Darum fragte ich:
Ich habe das Buch noch nicht fertig gelesen, habe aber die Schwäche, die letzte Seite immer gleich am Anfang zu lesen. Dort ist mir aufgefallen, dass das Buch ein offenes Ende hat. Ist dort noch Platz für eine Fortsetzung? Wie gesagt, ich habe das Buch noch nicht fertig, somit weiß ich nicht, ob es vorher schon ein endgültiges Ende gibt.
Hinzu kommt noch die Frage eines anderen Buchbloggers, welche meine Frage eigentlich schon beantwortet:
Noch eine Frage eines Buchbloggers: Auf Facebook schreiben Sie, dass sie gerade die Fortsetzung beendet haben. Wie viele Teile soll es denn geben?
Die Antwort von Martin Celsow:
Bislang sind drei Teile geplant, der zweite Teil ist seit wenigen Tagen fertig.
Ja, ich habe am Ende des „Code“ eine kleine Hintertür offengelassen.
Danach ging ich über, Fragen über die Personen im Buch zu stellen. Mich interessierte, ob er von seinen Figuren „überrascht“ wurde. Außerdem viel mir eine Eigenschaft von Jan auf, die mich etwas nachdenklich zurückließ. Jan ist eine Hauptfigur aus dem Buch. Meine Fragen waren:
Am Anfang war ich ein wenig überrascht, wie schnell Jan dem Holländer vertraut hat. Ist das realistisch, wo er doch auf der anderen Seite den Nahen Osten mit Selbstmordattentätern verbindet?
Martin Calsow:
Ja, eine gute Beobachtung. Hintergrund war eine eigene, völlig westliche Sichtweise: Wo immer ich war, sah ich Europäer, fasste ich schnell Vertrauen, fühlte mich sicher. (Seit den Ereignissen in Oslo eher eine falsche Herangehensweise) Und so „gab“ ich Jan diese Empfindung mit.
Zur Erläuterung: Jan befindet sich gerade in Damaskus und trifft dort auf einen Holländer, dem er ziemlich schnell vertraut.
Meine zweite Frage zu den Personen war:
Wurden Sie während des Schreibens von einer ihrer Figuren „überrascht“?
Martin Calsow:
So weit würde ich nicht gehen. Aber sie entwickeln schon ein Eigenleben. Und ja, man träumt von ihnen :).
Nach den Fragen zum Buch und zu den Personen musste ich natürlich auch noch mehr über den Autor erfahren. Ich wollte wissen, ob er als Kind schon gerne gelesen hat, ob es noch etwas gibt, was er mit seinen Büchern erreichen möchte und was er von den Menschen hält. Folgende drei Fragen stellte ich hierzu:
Frage 1: Einmal vom Buch weg und zurück in ihre Kindheit. Ich finde es immer interessant zu wissen, ob Autoren schon in ihrer Kindheit gerne gelesen haben oder ob sie erst später ihre Liebe zum geschriebenen Wort entdeckt haben. Das Ganze noch als Frage: Haben Sie als Kind gerne gelesen? Wenn ja, was? Wenn nein, wann sind sie dazu gekommen?
Martin Calsow:
Sehr persönlich:). Ich habe als Kind sehr gern gelesen. Es war eine Möglichkeit, sich seiner Umwelt zu entziehen und wegzutauchen. Ich bin, so würde man es heute sagen, bildungsfern aufgewachsen. Ich begann mit Ottfried Preussler (Krabat!!) und hangelte mich dann sehr schnell zu historischen Romanen.
Frage 2: Gibt es, neben dem Erzählen einer Geschichte, noch etwas weiteres, was Sie mit ihren Büchern erreichen wollen? (ein Umdenken der Leser zum Beispiel?
Martin Calsow:
Mir ging es beim ersten Buch sicher auch darum, den Lesern eine neue, tiefere sicht auf den Nahen Osten zu geben. Mir fehlt das Differenzierte in der täglichen Berichterstattung. Die meisten schalten weg, wenn sie von der Region etwas sehen und überlassen sie so den Fanatikern, Spinnern und Mächtigen. Wenn Sie so wollen, lag mir auch das Aufklärerische.
Frage 3: Im Bezug auf die Menschen, die Sie auf ihren Reisen kennen gelernt haben. Hätten Sie mehr Angst vor radikalen Christen oder vor Muslimen? (In den Nachrichten hört man ja nie etwas von radikalen Christen, aber sehr viel von bösen Muslims und Islamisten.)
Martin Calsow:
Ich sortiere nicht nach Religion. Es ist der Fanatismusgrad. Nehmen Sie radikale Juden. Mit ihrer sogenannten Siedlungspolitik bringen sie Menschen um ihren Besitz, ihre Existenz und meist auch um ihr Leben. Und der radikale Christ Bush hat die Welt entzündet. Terror ist kein Exklusivrecht einer islamistischen Minderheit.
Während des Chats wurden auch noch viele andere, interessante Fragen gestellt. Deswegen hänge ich die PDF-Datei hier auch mit an, sodass ihr den gesamten Chat noch einmal nachlesen könnt. Ich für meinen Teil war zufrieden, war es doch mein erster Chat mit einem Autor. Ich hoffe, dass die Fragen interessant waren und das ihr so ein wenig mehr über den Autor und über das Buch erfahren habt.