Gianna Molinari: Hier ist noch alles möglich
Ein wenig sprachlos lässt mich dieses Buch zurück. 169 Seiten, die mir irgendetwas sagen wollen, es aber nicht schaffen. Das ständige Gefühl, dass da doch Teile vom Roman fehlen, oder das sie falsch zusammengesetzt sind, dass da Textstücke verrutscht sind und es den Verlegern nicht aufgefallen ist. Was will die Autorin, was versteckt sie in diesem Roman? Ist es die Sehnsucht nach etwas? Nach Liebe? Nach Leben? Oder ist es einfach nur eine Momentaufnahme aus dem Leben einer immer noch neugierigen und phantasiereichen Frau, die möglichst viel erleben möchte und die von dieser Neugier getrieben wird?
„Hier ist noch alles möglich“ ist die Geschichte einer Frau, die ihr altes Leben einfach hinter sich lässt und ein neues Leben als Nachtwächterin in einer Fabrik beginnt, bei der auch schon feststeht, dass sie bald geschlossen wird. Warum sie ihr altes Leben verlässt, wird nicht näher erklärt, was sie in ihrem neuen Leben sucht aber auch nicht. Eines Tages wird angeblich ein Wolf auf dem Fabrikgelände gesichtet, und so bekommt die Nachtwächterin eine wirkliche Aufgabe: die Jagt nach dem Wolf. Eigentlich ist es aber die Jagt nach den eigenen Gedanken, die Neugier auf die Welt und gleichzeitig das Verstecken vor dieser Welt.
Eine Bewertung des Romans fällt schwer, denn viel zu viele Aspekte könnte ich beim Lesen übersehen haben. Da hilft auch nicht, dass die Geschichte in einen Schleier gehüllt ist, das nicht klar wird, ob die Protagonistin all das wirklich erlebt, oder ob sie Dinge, die nur in ihrer Phantasie stattfinden, mit der Realität verknüpft. Was aber klar wird, ist, dass die Protagonistin sich immer weiter zurückzieht, sich der Gesellschaft entzieht, um etwas zu finden, vielleicht um sich selbst zu finden. Nach dem Lesen ist auf jeden Fall noch alles möglich. Mehrere Dinge bleiben unklar, mehrere Lebenswege der Protagonistin bleiben offen, vieles ist ungesagt. Der Leser wird mit einem offenen Ende zurückgelassen. Ein Ende, das den Leser mit all seinen Fragen zurück lässt. Ein Prolog, dem die eigentliche, die spannendere Erzählung, noch fehlt.
Eventuell will die Autorin genau das, will uns mit Fragen und zweifeln zurück lassen, will dem Leser einen Prolog an die Hand geben, nachdem noch alles möglich ist, der dem Leser die Möglichkeit gibt, die eigentliche Geschichte selbst zu erzählen oder zu erdenken.
Und so ist auch bei der Bewertung alles möglich! Ich könnte Ich könnte nur Oberflächlich die erzählte Geschichte bewerten, die dann wohl 2, vielleicht auch 3 von 5 Punkten von mir bekommen würde, weil vieles fehlt, weil vieles offen bleibt, weil ein Spannungsbogen durchaus vorhanden ist, er aber am Ende nicht aufgelöst wird. Aber genau das wäre auch der Grund, warum ich dem Roman auch 5 von 5 Punkten geben könnte. 5 Punkte, weil es zum Nachdenken anregt, weil es die Möglichkeit bietet, die eigentliche Geschichte selbst zu erfinden, der Protagonistin ein eigenes Gesicht zu geben. Und so bleibe ich dabei, dass eine Bewertung unmöglich ist.
Titel: Hier ist noch alles möglich
Autor: Gianna Molinari
ISBN-10: 3351037392
ISBN-13: 978-3351037390
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