Sybille A. Schmadalla: „Der Erbe … und die Glücksritter“
Stellt euch vor, ihr bekommt Besuch von einem Notar oder Anwalt, der euch die Nachricht überbringt, dass ihr von einem Verwandten etwas geerbt habt, den ihr selbst gar nicht kennt. Stellt euch weiterhin vor, dass sich hinter dieser Erbschaft eine spannende Geschichte versteckt, die mit dem Nationalsozialismus und seiner Verbrechen zu tun hat. Genau darum geht es im Buch „Der Erbe … und die Glücksritter“ von Sybille A. Schmadalla.
„Der Erbe … und die Glücksritter“
Hans, der Protagonist der Geschichte, ist eigentlich zufrieden mit seinem Leben. Er ist selbstständig, führt ein kleines Unternehmen von dem er und seine Angestellten gut leben können und ist auch sonst ziemlich zufrieden. Dann kommt ein Erbenermittler in sein Leben, der ihm die Nachricht überbringt, dass er von einem entfernten Verwandten ein kleines Vermögen geerbt hat. Für Hans ist das ein Einschnitt in sein bisheriges Leben und der Beginn einer Reise um die Welt und in die Vergangenheit. Es ist der Versuch, mit sich selbst im Reinen zu bleiben. Es geht um die Geschichte von Menschen während der Zeit des Nationalsozialismus, um die Entwicklung von Lebensgeschichten und um den Versuch Unrecht wieder gutzumachen. Sehr viel mehr möchte ich vom Inhalt nicht verraten, weil die Geschichte selbst sehr schnell erzählt ist.
Frau Schmadalla lässt im Buch den Protagonisten auf eine Reise durch die eigene Familiengeschichte gehen und auf die Reise durch geschehenes Unrecht im zweiten Weltkrieg. Sie macht es greifbar durch die enge Verknüpfung der Lebensgeschichten, die im Buch erzählt werden. Es ist keine harte Kost, nichts, was die Schrecken der damaligen Zeit auch nur Ansatzweise erahnen lässt, aber es ist eben eine Lebensgeschichte, die es damals zu tausenden gab und die eben auch erzählt werden sollte.
Eigenverlag
Das Buch „Der Erbe …und die Glücksritter“ ist in einem Eigenverlag erschienen. Ich persönlich sehe darin nichts Negatives, sehe sogar Vorteile, weil endlich auch die Autorinnen und Autoren ihr Buch veröffentlichen können, die bei einem traditionellen Verlag keine Chance hätten, obwohl die Geschichte selbst ziemlich gut ist, der Markt aber nicht so groß ist, dass sich eine Veröffentlichung für den Verlag lohnen würde. Wenn ich mir vorstelle, wie viel weiter die Gesellschaft wohl schon sein könnte, wenn es all die Möglichkeiten, die es heute gibt, schon sehr viel früher gegeben hätte. Wie viel Literatur von klugen Frauen wohl hätte veröffentlicht werden können, die es aber nie an die Öffentlichkeit geschafft haben, wie viele wichtige Gedanken es wohl an die Öffentlichkeit geschafft hätten, die so aber keine Chance hatten. Ich liebe die heutigen Möglichkeiten und hoffe, dass das auch viele andere Menschen so sehen oder sie es irgendwann so sehen werden.
Natürlich kommt dadurch auch vieles auf dem Markt, was keiner so wirklich braucht und es schmälert die Übersichtlichkeit, weil einfach die Masse an Veröffentlichungen, die durch diese Möglichkeit entsteht, nicht überblickbar ist. Dadurch gehen sicher auch viele Schätze verloren, aber sie haben zumindest die Chance entdeckt zu werden, nicht so wie die Literatur, die nie entstanden ist, weil es einfach die heutigen Möglichkeiten nicht gab.
Was mir aber auch auffällt, was mir auch bei der Lektüre des Buches „Der Erbe …und die Glücksritter“ wieder aufgefallen ist, ist das fehlende Lektorat. Da kann der Autorin oder dem Autor kein Vorwurf gemacht werden, denn die Veröffentlichung selbst kostet schon relativ viel Geld, da könnte ein Lektor, der sich das Buch vorher noch einmal ordentlich ansieht, schon ein finanzielles Problem bedeuten. Vielleicht wäre es eine Lösung, wenn sich die Autoren, die ohne Verlag veröffentlichen, zusammentun und sich Gegenseitig beim Lektorat unterstützen. Ich weiß wie schwierig es ist, die Fehler in eigenen Texten zu finden, meist werden die eigenen Fehler überlesen, meist kommen sie erst zustande, weil nachträglich ein Satz geändert wird, er dann aber nicht vollständig überarbeitet wird. Hier könnte ein Lektorat, welches natürlich auf Vertrauen aufbaut, aber eben auch auf die Distanz zwischen den Akteuren beruht, einfach hilfreich sein. Natürlich sind Familie und Freunde super Testleser, aber da hier eine enge Beziehung besteht, sind sie meistens doch weniger kritisch als Außenstehende. Wäre da nicht was zu machen? Denn dadurch würde die Qualität der Bücher steigen, dadurch hätten alle Seiten einen Gewinn und sicher gibt es auch hier und dort Lerneffekte für beide Seiten.
Ich erwähne es, weil solche Sätze, die nicht vollständig überarbeitet wurden, doch den Lesefluss stören und so dazu beitragen können, dass die Geschichten, die eigentlich gut sind, nicht bis zum Ende gelesen werden, weil der Leser oder die Leserin die Motivation verliert.
Fazit
Bevor ich jetzt zum Fazit komme, musste ich den oberen Abschnitt einfach schreiben. Die Geschichte selbst ist nämlich interessant, auch wenn ich mit dem Protagonisten nicht warm wurde. Es gibt da eine Stelle, die ich einfach nur übel fand, die eine Distanz zwischen mir, dem Leser, und den Protagonisten geschaffen hat, obwohl die Handlung des Protagonisten eigentlich eine Reaktion auf die Aktion einer anderen Person war. Aber Protagonisten sind halt nicht immer so, wie der Leser sich einen Menschen vorstellt, so ist das im Leben, so ist auch beim Lesen.
Ansonsten ist es eine kurzweilige Lektüre, die Geschichte, die im Buch verewigt ist, kann ziemlich schnell erläutert werden, weswegen ich mich mit den Ausführungen auch zurückhalte, aber doch wird viel Interessantes vermittelt. Was mir gefehlt hat, waren die Gedankengänge zur Entscheidungsfindung der Hauptfigur. Wieso handelt er jetzt so, welche Überlegungen gingen ihm durch den Kopf und warum handelt er nicht komplett anders? Es wäre schön gewesen, wenn uns die Autorin hier noch ein wenig mehr in die Gedankenwelt des Protagonisten eingeführt hätte, vielleicht hätte dies auch die Distanz abbauen können.
Und dann ist da auch noch der Schluss der Geschichte. Auch davon war ich ein wenig enttäuscht. Gerade hier hätte ich mir noch mehr erwartet, mehr Details, mehr Informationen, mehr Einblicke in das Leben des Protagonisten, nachdem er sich auf seine Reise begeben hatte. Hier hätten dem Buch, hätten der Geschichte, ein paar mehr Seiten sehr gutgetan. Klar, es hat schon 404 Seiten, aber 100 Seiten mehr wären auch nicht wirklich schlimm gewesen, im Gegenteil, sie hätten die Geschichte abrunden können.
Insgesamt gebe ich dem Buch 3,5 von 5 Punkten. Ich habe die Fehler in der Grammatik jetzt einmal nicht in die Wertung genommen, weil es das Buch schlechter machen würde als es ist und weil ich auf dieses Problem oben im Text bereits eingegangen bin.
Titel: Der Erbe … und die Glücksritter
Autor: Sybille A. Schmadalla
ISBN: 978-3-7485-8650-0