„Buntschatten und Fledermäuse“ von Axel Brauns
„Du lebst wohl in deiner eigenen Welt?“, den Spruch fand ich schon immer faszinierend! Für mich ist er auch eher positiv besetzt, weil dieses in einer eigenen Welt leben ja schon irgendwie zutrifft, auf jeden von uns. Wir alle erleben die Welt ein wenig anders, weil wir alle im Leben andere Erfahrungsnetze aufbauen und damit auch anders auf die Welt schauen. Obwohl das so ist, fällt es uns dennoch nicht schwer, andere Menschen zu verstehen, ihren Gedanken zu folgen, mit ihnen zu Diskutieren, sich in sie zu verlieben oder sie zu hassen. Kurz gesagt, wir leben zwar alle ein wenig in unserer eigenen Welt, aber wir haben auch Zutritt zu der Welt der anderen.
Anders sieht es da in der Welt von Axel Brauns aus, der in seinem Buch „Buntschatten und Fledermäuse“ über sein Leben mit Autismus schreibt. Für ihn ist die Welt eine ganz andere, ganz andere Dinge ziehen seine Aufmerksamkeit auf sich und noch schlimmer, der Zutritt in die Welt der anderen ist für ihn sehr schwer. Er versteht nicht, wenn andere sich über ihn Lustig machen, er hat keine Ahnung davon, wenn andere Menschen sich in ihn verliebt haben und somit auch kein Gefühl dafür, wann er anderen Menschen wehtut. In seinem Buch schreibt er darüber, wie es ist, in einer solchen Welt aufzuwachsen, welche Fixpunkte für ihn wichtig waren, welche Gefühle bestimmte Strukturen in ihm auslösen, was bestimmte Wörter und Zahlen mit ihm machen.
Es ist spannend in diese Welt abzutauchen. Es ist spannend die Welt einmal aus anderen Augen zu sehen, aus einer Perspektive, wie sie kaum einer von uns einnimmt und die wir deswegen auch so schwer verstehen können. Ja, es hat Spaß gemacht diese Perspektive einzunehmen, auch wenn das Ende dann schon irgendwie enttäuschend ist, weil irgendwie noch etwas fehlt. Aber so ist es halt, weil es Axel Brauns Leben ist, weil dieses Leben noch lange nicht vorbei ist, als das Buch endet und weil das Leben – egal von wem – nie vollständig erzählt werden kann.
Im Buch erzählt Axel Brauns aus den ersten 20 Jahren seines Lebens, die spannende Zeit also, in der wir Aufwachsen, in die Schule gehen und Entscheidungen für das spätere Leben treffen. Es ist bereits im Jahr 2002 erschienen, wurde von mir aber erst 2021 in einem Bücherschrank entdeckt und auch fast 20 Jahre später ist es immer noch ein sehr lesenswertes Buch. Wenn ihr es seht, lauft nicht einfach dran vorbei, sondern kauft es oder leiht es euch, denn es eröffnet eine Welt, die ihr selbst so wohl nicht erleben werdet, es sei denn, ihr lebt in einer ähnlichen Welt wie Axel Brauns.
Wer den Blog unterstützen möchte, kann das Buch „Buntschatten und Fledermäuse – Mein Leben in einer anderen Welt“ von Axel Brauns über unseren Amazon-Partnerlink kaufen (im Buchtitel verlinkt). Damit aber auch kleine Buchhandlungen eine Chance zum Überleben haben, wäre es viel schöner, wenn ihr das Buch bei eurem Kiezbuchhändler kauft und mir könntet ihr dann helfen, wenn ihr mir über Paypal einen kleinen virtuellen Cappuccino zukommen lasst.