Franz Kafka: Amerika
Der 16-jährige Karl Roßmann wird von seinen Eltern nach Amerika „verbannt“, weil er (ungewollt) die Nacht mit einem Dienstmädchen verbrachte. Er ist dadurch gezwungen, sein Studium als Ingenieur aufzugeben und sieht sich den Herausforderungen eines ihm völlig unbekannten Landes gegenüber.
Seine nun folgende Odyssee wird von zahlreichen unglücklichen Zufällen begleitet. Gleich bei der Ankunft im Hafen von New York vergisst er seinen Regenschirm im Bauch des Schiffes. Bei der Suche trifft er auf einen Heizer, der erzählt, wie er von seinem Vorgesetzten schlecht behandelt und um seinen Lohn betrogen wird. Der aufrichtige Karl versucht, dem Heizer zu helfen, was allerdings am fehlenden Feingefühl des einfachen Mannes scheitert. Allerdings trifft Karl auf der Brücke seinen Onkel, der ihn bei sich aufnimmt.
Beim Onkel lernt er Englisch und das Klavierspiel sowie die High Society kennen. Als er allerdings ein Gebot des Onkels übertritt, verstößt dieser ihn prompt und auch noch per Bote. Also begibt sich Karl auf Wanderschaft…
Fazit: Kafkas Roman „Amerika“ ist wie so viele seiner Werke leider unvollkommen überliefert. Es gibt gegen Ende einen ziemlichen Sprung, weil einige Kapitel im Mittelteil fehlen, die wohl entweder nicht im Nachlass Kafkas aufgefunden wurden oder die dieser vollständig im Kopf entworfen hat und nicht niederschrieb. Das letzte Kapitel endet damit, dass Karl bei einem kafkaesken Naturzirkus, der das hundertfache Personal für die Personalsuche aufwendet, als letzendlich aufgenommen werden, vorstellig wird.
Der Roman beinhaltet keine großen Spannung, bietet aber Raum für Interpretationen. Der Schriftsteller Kurt Tucholsky schrieb über das Buch: „Hier ist der ganz seltene Fall, daß jemand das Leben nicht versteht, und recht hat“. Nach der Lektüre kann man mit Karl nur Mitgefühl empfinden, dem seine Umgebung häufig grundlos ignorant gegenübertritt.